1000 km in der Luft
Perfekte Vorbereitung
Er hatte im Vorfeld des Streckenrekords die Wetterbedingungen und die Thermikentwicklung im Bayerischen Wald intensiv analysiert. Durch seine Erfahrung und sein Wissen konnte er abschätzen, dass ein früher Start entscheidend sein würde, um die besten Aufwinde nutzen zu können. Der Chamer hatte sich deswegen für den Start am Freitag, 7. Juli, extra Urlaub genommen. Blahnik wurde vom Motorflugzeug des Vereins zunächst zum Kaitersberg geschleppt. Dort klinkte er sich um exakt 10 Uhr aus, um seinen Segelflug zu beginnen. Bereits zu Beginn erzielte er eine beachtliche Steigleistung und erreichte eine Höhe von fast 2400 Metern über dem Meeresspiegel. Für einen gültigen Wertungsflug mussten ausreichend Aufwinde und Thermik vorhanden sein, um sicher in der Luft zu bleiben. Gemäß den Regeln hatte er bis zu sechs „Schenkel“ zur Verfügung, was bedeutet, dass er fünfmal wenden durfte. Die erste Wende erfolgte kurz vor dem Moldaustausee im tschechischen Sumava-Nationalpark. Von dort aus schienen für ihn die Bedingungen in südlicher Richtung noch nicht optimal zu sein. Daher entschied er sich, umzukehren über den Oberpfälzer Wald, den Steinwald, das Fichtelgebirge und den Frankenwald bis in den Thüringer Wald nach Norden zu fliegen. Dort erfolgte die zweite Wende. Dank seines schnellen Tempos mit durchschnittlich 108 km/h lag Blahnik zu diesem Zeitpunkt bereits etwa 15 Minuten vor seinem Zeitplan, was ihm zusätzliche Sicherheit gab. Um sicherzustellen, dass er genügend „Schenkel“ für den gesamten Flugverlauf hatte, dehnte er den dritten so weit wie möglich aus. Vom Thüringer Wald führte der weitere Flugweg entlang der Grenze zurück durch den Bayerischen Wald bis ins Mühlviertel östlich von Linz. Kurz vor 18 Uhr war er schließlich wieder zurück über Bad Kötzting und hatte bereits eine Strecke von 870 Kilometern zurückgelegt. Den letzten Aufwind nutzte er am großen Falkenstein, wo er bis 18.45 Uhr noch auf eine Höhe von 2700 Metern aufstieg. Von dort aus konnte er sogar noch an Cham vorbei bis kurz vor den Neubäuer See fliegen und die Strecke auf beeindruckende 1014 Kilometer ausdehnen. Um 19.16 Uhr landete er schließlich in Cham.
Glückwünsche aus der Segelflug-Community
Angesichts dieser herausragenden Leistung konnten es die Vorstandschaft des SSV Cham verschmerzen, dass Blahnik mit 30-minütiger Verspätung zur angesetzten Sitzung erschien. Die Teilnehmer waren stattdessen die ersten, die ihm zu diesem Erfolg gratulieren durften. Die Nachricht von seinem außergewöhnlichen Erfolg verbreitete sich überdies rasch in der Segelflug-Community. Bereits während der laufenden Versammlung erreichten Blahnik Glückwünsche von Fliegerfreunden aus ganz Süddeutschland über WhatsApp und die Plattform Weglide, auf der er die Flugdaten nach der Landung hochgeladen hatte. Blahnik ist erst der vierte Segelflieger in der Oberpfalz, dem diese Strecke in einem Segelflugzeug ohne Hilfsmotor gelungen ist. Von Cham aus ist dies sogar der erste 1000-Kilometer-Flug. Im vergangenen Jahr war Blahnik mit Strecken von 986 und 987 Kilometern noch knapp an mit seinen Versuchen gescheitert. Den erfolgreichen Flug unternahm Blahnik mit seinem eigenen Flugzeug, einer ASW 22 aus dem Jahr 1983, die er 2021 aus der Schweiz importiert hatte. Dieses Modell mit einer Spannweite von 24 Metern war in den 80er Jahren eines der besten Segelflugzeuge auf dem Markt und bietet auch heute noch eine beeindruckende Leistung. Im vorletzten Winter modernisierte Blahnik das Cockpit und brachte es auf den neuesten Stand der Technik. Auch der mittlerweile 88-jährige Erstbesitzer beglückwünschte ihn zu dieser Höchstleistung und betonte, dass ihm dies selbst nie gelungen sei. Die Vereinsvorsitzenden Dr. Holger Adam und Roland Hein waren ebenso stolz, einen so talentierten und engagierten Segelflieger wie ihn in ihren Reihen zu haben. Diese Bestmarke werde zweifellos als Inspiration für andere Segelflieger dienen.
Info:
Jonas Blahnik begann seine Fliegerkarriere 2011 als 15-Jähriger in Cham. Bereits im folgenden Jahr erwarb er seinen Segelflugschein. Im Jahr 2014 absolvierte er einen Streckenfluglehrgang beim Landesverband in Regensburg, und im Jahr 2021 hatte er die Ehre, erstmals als Trainer an einem solchen Lehrgang teilzunehmen. Seit 2015 ist Blahnik Mitglied der Vorstandschaft des SSV Cham und seit 2016 als Segelfluglehrer im Verein tätig. Bislang hat Blahnik etwa 1350 Flugstunden und 2600 Starts absolviert, wovon 1100 Stunden und 1900 Starts dem Segelflug gewidmet waren.
Text: Gregor Raab